— Reorganisation (der Orgelelektrik) —

 

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Die modernisierte Klaisorgel in der Franziskaner-Klosterkirche St. Barbara in Mönchengladbach

Nach der Zerstörung der ursprünglichen Orgel im Zweiten Weltkrieg entschied man sich, das neue Instrument wieder bei der renommierten Orgelbaufirma Johannes Klais aus Bonn in Auftrag zu geben. Das neue Werk, das 1954 auf einer Seitenempore nahe dem Altar und dem Chorgestühl errichtet wurde, ist eine elektropneumatische Kegelladenorgel mit 30 Registern, die dem neobarocken Klangideal folgt.

Trotz der barocken Orientierung bietet die Orgel eine besonders reiche Auswahl an achtfüßigen Stimmen, die sorgfältig intoniert wurden, um den Gesang und das Chorgebet im Chorraum ideal zu unterstützen. Diese ausgewogene und feinsinnige Klanggestaltung zeigt, wie wichtig der liturgische Kontext bei der Planung und Disposition der Orgel war. Durch die Verbindung des traditionellen Klangideals mit den technischen Möglichkeiten der 1950er Jahre entstand ein Instrument, das sowohl musikalisch als auch ästhetisch perfekt zur Franziskanerkirche passt.

 

Im Laufe der Jahre wurde die Klaisorgel der Franziskaner-Klosterkirche St. Barbara in Mönchengladbach mehrfach modifiziert, um den sich wandelnden musikalischen Anforderungen und Wünschen der Organisten gerecht zu werden. 1974 wurden von Weimbs Orgelbau auf Anregung des damaligen Organisten kleine Intonationsänderungen vorgenommen.

1980 erfolgte dann eine umfassende Überholung der Orgel durch die Firma Klais selbst, bei der erneut an der Intonation gefeilt wurde. Diese Überarbeitung zielte darauf ab, die klangliche Vielfalt und Präzision des Instruments weiter zu verbessern.

2011 erfüllte sich schließlich ein lang gehegter Wunsch der amtierenden Organisten. Dank einer günstigen Gelegenheit konnte Windladen und Pfeifenmaterial aus dem Bestand der Firma Verschueren aus Heythuysen erworben werden. Das Projekt, das die Erweiterung der Orgel um ein Auxiliarwerk beinhaltete, wurde von Matthias Wagner federführend geleitet, der zu jener Zeit bei der Firma Verschueren tätig war. Er plante und realisierte diese umfangreiche Erweiterung, die die Orgel klanglich bereicherte und weiter an die liturgischen und musikalischen Bedürfnisse der Kirche anpasste.

Um das Erweiterungsprojekt der Klaisorgel der Franziskaner-Klosterkirche St. Barbara in Mönchengladbach zu realisieren, war es zunächst notwendig, ein überzeugendes Konzept für die Denkmalbehörde vorzulegen. Ein zentraler Aspekt dabei war, dass das neue Werk so dezent wie möglich gestaltet werden sollte, um die ästhetische Wirkung des Kirchengebäudes nicht zu beeinträchtigen. Gleichzeitig war es den Organisten wichtig, den alten, lieb gewonnenen Klaisspieltisch aus den 1950er Jahren zu erhalten. Dieser bestach durch seine ergonomischen Vorzüge, die ästhetisch durchdachte Anordnung der Registerschalter und den charmanten Möbelstil der Zeit.

Zur Steuerung der neuen Register wurde ein komplettes Registerstück aus einer 1940 erbauten, später abgebrochenen Klaisorgel integriert, sodass sich die neuen Teile nahtlos in das bestehende Design des Spieltisches einfügen. Das Auxiliarwerk wurde als großes Schwellwerk konstruiert und ruht auf vier hölzernen Stützen, die die Windlade auf die gleiche Höhe wie die des Hauptwerks bringen. Der Kasten des Schwellwerks wurde in Weiß gestrichen, um möglichst unauffällig und „unsichtbar“ zu erscheinen.

Mit der Erweiterung der Orgel um zehn zusätzliche Register erlebte das Instrument eine signifikante klangliche Bereicherung. Der neu hinzugewonnene Klangreichtum bot nicht nur eine größere Bandbreite an musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten, sondern stärkte auch die Flexibilität des Instruments, sowohl im liturgischen Rahmen als auch bei konzertanten Aufführungen.

Die Klaisorgel der Franziskaner-Klosterkirche St. Barbara in Mönchengladbach stand 2020 vor einer notwendigen Sanierung ihrer Elektrik, nachdem neue brandschutztechnische Vorschriften in Kraft getreten waren. Die Orgelelektrik der 1954 erbauten Orgel war in die Jahre gekommen, und der Sachverständige des Bistums Aachen stellte zahlreiche Mängel fest, die eine sofortige Behebung erforderten. Zu diesen Mängeln zählten nicht mehr zulässige Orgeltrafos und -gleichrichter, zu geringe Kabelquerschnitte, fehlende Unterabsicherungen bei den Werkszuleitungen, unzuverlässige Einzelabsicherungen der Tontraktur, das Fehlen von Funkenlöschvaristoren bei Tonrelaismagneten sowie offen liegende Verteilerklemmen und veraltete, kurzschlussgefährdete Steuerkabel mit Baumwollummantelung. Auch die Tastenkontakte waren verschlissen und eingebrannt.

Ausgangssituation

2020 wurden drei angesehene Orgelbauwerkstätten angeschrieben, um Angebote für die dringend notwendige Elektrosanierung und andere Arbeiten an der Windversorgung einzuholen. Nach einem Ortstermin der Orgelbauer und sorgfältiger Bewertung der Angebote entschied sich der Förderverein des Klosters im Mai 2021 für den Entwurf der Firma Weimbs Orgelbau. Allerdings sorgten die zweite Coronawelle und die Insolvenz des Orgelteilezulieferers Laukhuff im Frühjahr 2021 für erhebliche Verzögerungen bei der Materialbeschaffung und Terminplanung.

Erst im Juni 2022 konnte der Spieltisch zur Firma Weimbs Orgelbau nach Hellenthal transportiert werden, um den langwierigen Sanierungsprozess zu starten. Die Arbeiten umfassten die vollständige Neuverkabelung und eine umfassende Erneuerung des Spieltisches. Die Gemeinde musste sich über ein Jahr lang mit einer Notorgel behelfen, bevor die Arbeiten im August 2022 einen vorläufigen Abschluss fanden und die Klaisorgel in neuem Glanz erstrahlte.

Trotz der Lieferschwierigkeiten bei der Beschaffung der notwendigen Orgelteile für die Sanierung konnte die Firma Weimbs Orgelbau ein innovatives Ersatzkonzept entwickeln, indem sie auf alternative Hersteller für die Setzeranlagen zurückgriff. Der ursprüngliche Spieltisch blieb in seiner vertrauten Optik und Funktionalität vollständig erhalten, inklusive der ästhetisch ansprechenden, klassischen Registerschalter der Firma Klais. Diese wurden mit speziellen Schaltmagneten ausgestattet, sodass sie nun von der modernen Setzeranlage bedient werden können.

Neu hinzu kamen außerdem die Drücker zur Bedienung des Setzers unterhalb des ersten Manuals. Auch die Trittanlage der Orgel wurde neu organisiert, um die Bedienbarkeit zu verbessern. Dabei wurden neue Pistons eingebaut, die für die Ansteuerung der Funktionen Handregister, der beiden freien Kombinationen, der Walze, des Sequenzers und einer Blätterfunktion für ein Tablet zuständig sind. Rechts und links unter dem ersten Manual befinden sich zwei neu eingebaute Schubladen. In der linken Schublade sind der Liedanzeiger sowie Schalter für Tastenfesseln, Sub- und Superkoppeln und die Tremulanten untergebracht. Die rechte Schublade enthält ein Touchdisplay, das zur Steuerung der Setzerverwaltung, frei programmierbarer Koppeln, der Transponiervorrichtung, einer Aufnahme- und Abspielsteuerung sowie eines Midizugangs dient.

Bei der elektrischen Installation erhielt die Firma Weimbs Orgelbau tatkräftige Unterstützung durch den Hausmeister des Klosters, der als Elektromeister tätig ist. Dadurch konnten erhebliche Kosteneinsparungen erzielt werden.