— Orgelneubau unter Wiederverwendung des historischen Orgelgehäuses —

 

Die Pfarrkirche St. Michael liegt am Flusslauf der Mosel und war ehemals vom Kirchhof umgeben. Sie ist das einzige im Stil des 14. Jahrhundert noch einheitlich erhaltene Bauwerk der Moselgegend.
Der Kern des Kirchengebäudes – das zweijochige Mittelschiff mit den beiden Seitenschiffen und dem Chor – erstand in der 2. Hälfte des 14. Jahrhundert im spätgotischen Stil. Der Chor erhielt 1664/65 einen achtseitigen Dachreiter mit offenen Bögen und geschweifter Haube; es ist das sog. Ave-Maria-Türmchen.
Im 17. Jahrhundert erhielt die Kirche mehrere große Anbauten, die Kneipsche Kapelle wurde an die Nordseite des Chores angebaut, die Sakristei erhielt einen Anbau im Osten hinter dem Hochaltar und nach Westen hin wurde das Kirchenschiff um ein Joch für die Orgelempore erweitert und außen mit einer Barockfassade ausgestattet. Diese Barockfassade wurde 1968 wieder freigelegt und restauriert. Außerdem erhielt das frühere Hauptportal einen Vorbau in Kapellenform, dessen Außenwand ein Mosaik Christus in der Kelter von Werner Persy aus Trier ziert.

Der Michaelsturm
Der mächtige, rechteckige Turm ist das Wahrzeichen der Stadt. Er gleicht einem Wehrturm und hat offenbar als solcher gedient, denn an ihm führte die Stadtmauer vorbei. Der Turm steht schräg zur Kirche und war ursprünglich freistehend. Im Zusammenhang mit der Stadtbefestigung wurde er zu Beginn des 14. Jahrhundert in romanischem Geist erbaut.

Innenraum
Der Innenraum von Sankt Michael ähnelt einer Pseudobasilika. Das Langhaus ohne die Verlängerung um ein Joch für die Orgelempore – einen fast quadratischen Grundriß mit zwei quadratischen Jochen im Hauptschiff und zwei ungleich breiten Seitenschiffen. weitgespannte, schwungvolle Kreuzrippen und spitzbogige Arkaden ruhen auf kapitellosen, kurzen Säulen. Der nur auf einer Seite belichtete Obergaden (diese Fenster wurden später hineingebrochen) ist sehr niedrig und wirkt etwas fremdartig.
Die Architektur mit Kreuzrippengewölbe übermittelt einen hallenartigen Raumeindruck. Das südliche Seitenschiff ist sehr schmal.
Die Anlage erinnert an Kirchenbauten des 15. Jahrhundert in Klausen, an Sankt Gangolf und Sankt Antonius zu Trier, bei denen das südliche Seitenschiff ganz fehlt. Der Chor mit einem Joch schließt fünfseitig und ist wie das Langhaus breit und niedrig gelagert.

Orgel
Erstmals wird eine Orgel im „Schöffenbuch“ 1673 erwähnt. Sie befand sich auf der Evangelienseite des Chores. Der wesentliche, heute noch vorhandene Teil, des historischen Orgelgehäuses auf der Westempore stammt vom Orgelbauer Johann Bernhard Nollet aus Orval. Diese Orgel wurde am 16. Mai 1745 zum ersten Mal gespielt. Es handelte sich um ein zweimanualiges Instrument mit einem Positiv (mittlere Prospektfelder), Hauptwerk (geteilt, seitlich anschließend) und (wahrscheinlich) angehängtem Pedal. Es ist weder eine Disposition noch eine Registerzahl überliefert.
Mit Kirchenratsbeschluß vom 03. Oktober 1884 wurde die Orgel Ende 1885 abgerissen und mit einer veränderten Disposition von Heinrich Voltmann aus Klausen unter Verwendung alter Pfeifen von 1744 wiederaufgebaut. Voltmann brachte das Positivwerk und Teile des Pedals in einem separaten Gehäuse an der Nordseite der Orgelempore unter.
Infolge der Kriegsschäden an der Orgel kam es 1955 zu einem Orgelneubau durch Hans Gerd Klais aus Bonn unter Wiederverwendung von vorhandenem Pfeifenmaterial und Windladen. Um die 16′-Pfeifen des Pedals unterbringen zu können wurden allerdings der Turm auf der Evangelienseite erhöht und das benachbarte Zwischenfeld entsprechend verändert, so daß ein asymetrischer barocker Orgelprospekt entstand. Die Empore wurde dazu um etwa einen Meter abgesenkt. Prof. Hermann Schroeder spielte am 27. November 1955 das erste Orgelkonzert auf dieser Orgel.
In den 1990er Jahren zeigten sich wiederholt größere Mängel an der Orgel. Im Zuge umfangreicher Renovierungsarbeiten im Innenraum entschied man sich 1999 einen Großteil des Pfeifenwerk aus dem Brüstungsgehäuse auszubauen und einzulagern. Leider war es nach Abschluß der Kirchensanierungsmaßnahmen finanziell nicht mehr möglich auch eine Restaurierung der Orgel in Angriff zu nehmen. Seit dem muß der Organist Josef Thiesen mit den neun Registern im Schwellwerk vorliebnehmen.

Im Jahr 2000 wurden wir gebeten ein erstes Angebot zur einer Restaurierung/Erneuerung der Orgelanlage zu erstellen. Da die räumlichen Gegebenheiten sehr schwierig sind, wurden viele Planungsgespräche geführt und viele Ideen erörtert. Ein wesentliches Ergebnis dieser engen Platzverhältnisse ist die Festlegung auf rein elektrische Spiel- und Registertrakturen unter Verwendlung eines mordenern Traktursystems.
Wir freuen uns nun bekannt geben zu dürfen, dass die Fa. Weimbs den Auftrag zum Bau einer neuen Orgel unter Wiederverwendung des historischen Orgelgehäuses und Teilen des historischen Pfeifenwerks erhaltet hat.

Geplant ist ein dreimanualiges Konzept, welches grundsätzlich das historische Orgelgehäuse bewahrt, jedoch auch gewünschte musikalische Neuerungen beinhaltet. So wird in dem historischen Brüstungsgehäuse das Pedal- und Hauptwerk auf einer durchschobenen Windlade und zusätzlich auch das Positivwerk untergebracht. Für das III. Manual wird ein Schwellwerk mit Einzeltonansteuerung in einem separaten Schwellwerksgehäuse gefertigt. Die jeweiligen Stammregister (Flöten, Principale, Streicher, Aliquoten und Zungen) werden je nach Verwendung ausgebaut und somit wird die Möglichkeit geschaffen, aus der jeweiligen Pfeifenreihe mehrere Register zu generieren. Dieses Konzept trägt den momentan vermehrt festzustellenden Ansprüchen der Organisten Rechnung und ist ein Ergebnis einer grundlegenden Richtungsänderung und Anpassung an die zwischenzeitlich geänderten musikalischen Ansprüche. Die musikalischen Möglichkeiten eines solchen Instrumentes werden so wesentlich erweitert und auch im konzertanten Bereich wird ein wesentlich größeres Betätigungsfeld erreicht. Diese Konzept ist ein Ergebnis vieler Gespräche und Überlegungen und erfüllt in technischer und musikalischer Hinsicht die modernen Anforderungen an eine Orgel, wobei die liturgischen Aufgaben ihre Priorität behalten.

 

geplante Disposition