Das Traktursystem in Zülpich, St. Peter

T AnreisserEine solch komplexe Steuerung der Orgel wie in Zülpich vollständig zu beschreiben, ist kaum möglich.
Sie finden hier einige wenige mit Screenshots unterstütze Details, ohne daß wir auch nur annähernd die vielen Möglichkeiten nennen können. Vielleicht haben wir so aber Ihr Interesse geweckt und Sie lassen sich die Orgel live vorführen.

Grundsätzlich handelt es sich bei dem Orgelwerk in Zülpich um eine klassische Schleifladenorgel mit elektrischer Spiel- und Registertraktur und unterstützender Setzeranlage. Hinzu kommt aber bei Bedarf ein innovatives und mitwachsendes Traktursystem.

 

STARTBILDSCHIRM

Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass sich ein ortsunkundiger Organist direkt zurecht findet. Nach der Anmeldung mittels des persönlichen oder des zur Verfügung gestellten Transponderchips wird die Orgel ganz normal eingeschaltet. Normales Orgelspiel und auch weitere zusätzliche Funktionen sind ohne das vorhandene Touchdisplay möglich.

Von diesem Startbildschirm aus sind dann zunächst die wichtigsten Funktionen direkt anwählbar und über entsprechende Untermenüs auch alle weiteren Dinge zu finden.

 

KOPPELKONFIGURATOR

Zusätzliche, frei programmierbare Koppeln werden über einen Koppelkonfigurator eingestellt.
Da aber die Einschaltung über den Touch, besonders beim Improvisieren praxisfremd ist, haben wir zusätzliche Registerwippen mit einem jeweils individuell zu beschriftenen Display geschaffen. So kann sich der Organist die zuvor im Touch eingestellten Koppeln auf die jeweilige Registerwippe legen und auch entsprechend beschriften.
Für das eigentliche Orgelspiel kann dann der Touch wieder eingeschoben werden.
Zusätzlich zu den fünf Wippen, lassen sich über den Touch zehn weitere Koppelspeicherplätze abrufen.

Anzeige und Auswahl über das Touch-Display

Anzeige und Auswahl über das Touch-Display

Bereich der Koppelwippenbeschriftung

Bereich der Koppelwippenbeschriftung

Ergebnis

 

INTERVALLKOPPELN

Programmierung der Intervallkoppeln

Programmierung der Intervallkoppeln – selbsterklärend führt das Programm durch die einzelnen, wenigen Schritte zur Erstellung eigener Koppeln.

 

DYNAMISCHE KOPPELN

Ähnlich der aus dem Kino-Orgel-Sektor bekannten Second-Touch-Funktion können bestimmte Funktionen hinterlegt werden, die dann bei einem Forte-Spiel abgerufen werden. Der Abruf dieser Funktionen erfolgt immer pro Taste bzw. Ton und nicht direkt auf das ganze Manual wirkend. So bewirkt die Koppel II/If, dass bei schnellem Anschlag im I. Manual das II. Manual individuell hinzukoppelt wird. Oder bei einer IIf->I, dass bei schnellem Anschlag auf  Manual II selbiges durch die Registrierung im I. Manual ersetzt wird.

Die entscheidenden Velocity-Werte können durch den Organisten selbst variiert werden.

Auch ist es möglich auf einfache Weise die Tastenleerreise sowie den Einschalt- und auch Ausschaltzeitpunkt zu verändern. Dies ist besonders bei elektrischen Koppeln in Verbindung einer ansonsten mechanischen Spieltraktur oder bei großen Orgelanlagen mit verschiedenen Standorten für eine Beeinflussung der Laufzeitenproblematik von besonderem Interesse.

 

Je nach Mikrofonsituation kann es sinnvoll sein, dass die Mikrofone beim Orgelspiel ausgeschaltet werden. In Zülpich gibt es eine Automatik, die dieses Stummschalten auslöst. Über ein gesondertes Menü können die Reaktionszeiten auf einfache Weise angepasst werden.

 

Im Hauptschiff und auch in der Annokapelle der Kirche St. Peter in Zülpich sind mehrere Anschlußstellen für den fahrbaren Spieltisch installiert worden. Über diese Anschlußstellen ist es mittels der integrierten MIDI-Schnittstelle auch möglich die Orgel über ein handelsübliches Keyboard anzuspielen. Dies ist vielleicht für eine Taufe interessant, wenn man als Musiker in unmittelbarer Nähe zur
Taufgemeinde sein möchte, ohne direkt mit dem großen Spieltisch anrollen zu müssen.

Die Auswahl des Werkes und die Registrierung erfolgt über ein handelsübliches zusätzliches
Touch-Pad und einer entsprechenden VNC-App. Die Bedienung ist selbsterklärend.

Über dieses zweite zusätzliche Touch-Pad ist es auch möglich, in die Aufnahme und Abspielfunktion einzugreifen. Dies erleichtert das Abhören der Registrierung ungemein, da man dadurch aus der Sitzposition der Zuhörer die Register beliebig wechseln kann und somit den direkten klanglichen Vergleich hat. Nach der Speicherung auf dem Touch-Pad wird die Einstellung dann auch zurück in den Setzer gespeichert.

 

Neben der ohnehin möglichen Windabschwächung über einen Drehpoti, überwacht ein Programm die Registrierung und passt entsprechend die Windleistung an. Dies klingt zunächst einmal nicht spektakulär, bietet aber viele Vorteile. In der sehr direkten Akustik in St. Peter und der unmittelbaren Nähe der Orgel zum Zuhörer ist jedes technische Geräusch störend, so auch eventuelle Lauf- oder Windgeräusche der insgesamt drei Windmaschinen. Der Organist besitzt die Möglichkeit, für jedes Register den erforderlichen Windbedarf einzustellen und fest einzuspeichern. So haben wir zum Beispiel dem Subbass 16′ bei einer schwachen Registrierung weniger Wind gegeben und somit einen Zartbass geschaffen. Mit zunehmender Aufregistrierung wird der Zartbass zum Subbass. In der Romantik nichts Neues, aber jetzt eben anders realisiert.

Hier zwei Screenshots aus dieser Bedienebene des Touchdisplays

 

Nun folgen noch weitere Screenshots mit einer kurzen Beschriftung.

Aber dies sind längst nicht alle Funktionen und Einstellmöglichkeiten, die hier gezeigt werden.
In Zülpich, St. Peter, kann Ihnen Kantor Holger Weimbs gerne die Orgel vorstellen.

Auch ist es so, dass dieses System wächst. Wir arbeiten eng mit dem Kantor Herrn Weimbs hinsichtlich einer Weiterentwicklung dieser Ansteuerung zusammen. Beim Orgelspiel entwicklen sich Ideen, die kommuniziert werden. Auch bekommt er viel Besuch von interessierten Organisten und deren Meinungen und Anregungen fließen ebenso in einen großen Idee-Pool, welcher stetig auf Machbarkeit überprüft wird.

 

Auswahl der Register für das automatische Pedal. Dies ist besonders interessant bei einem schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Werken bzw. Orgeln. So zum Beispiel in Zülpich zwischen Haupt- und Annokapellen-Orgel.

Menü zur Verwaltung des Setzerinhalts mit dem entsprechenden Suchfenster in der Titelverwaltung

Bedienung des Setzers und weiterer Funktionen wie Sforzando, etc.

Transpositeur

Melodiekoppel-Konfiguration

Einstellung der Tremulanten-Intensität individuell zur jeweiligen Geschwindigkeit

Manual-Zuordnung