— Orgelneubau unter Wiederverwendung des historischen Orgelgehäuses —

 

Die Pfarrkirche Kreuzerhöhung geht in ihren Ursprüngen auf die Zeit um das Jahr 1000 zurück. Durch den großen Wissener Stadtbrand 1788 wurde nicht nur ein Großteil der Stadt, sondern auch die Kreuzerhöhungskirche mit samt der Orgel zerstört. Bis zum Beginn des Neubaus 1804 war die Kirche nur bedingt nutzbar.

Nachdem der Neubau abgeschlossen war, wurde neues Inventar benötigt, welches aus Geldmangel jedoch nicht neu gekauft, sondern aufgrund der Säkularisation verschiedener Klöster kostengünstig ersteigert wurde. So kaufte die Pfarrgemeinde Wissen auch ein 8-registriges Orgelwerk aus der Franziskanerkirche Attendorn, das 1793 vom Orgelbauer Christian Kleine aus Freckhausen errichtet worden war. Orgelbauer Christian Roetzel aus Alpe errichtete das neue Werk in der Wissener Pfarrkirche.
Im Jahr 1848 erwarb der Orgelbauer Loos aus Siegen die Wetzlarer Domorgel mit 22 Registern. Diese kombinierte er mit der Orgel aus Attendorn, sodass die Pfarrkirche Kreuzerhöhung im Oktober 1849 über ein zwei-manualiges Instrument mit 29 Registern verfügte. Diese Orgel war aber schon kurz nach ihrer Fertigstellung störanfällig und im Klang nicht zufriedenstellend.

In den Jahren 1912 bis 1914 wurde aufgrund eines starken Bevölkerungswachstums durch die industrielle Revolution eine Erweiterung der bestehenden Kirche notwendig. Architekt Mathar gab der Kirche ihren kreuzförmigen Grundriss. Im Bewusstsein der barocken Inventarien gestaltete er den Innenraum hell und weiträumig. Die Kuppel über der Vierung wird von einer Eisenkonstruktion gehalten. Der Chor wird durch einen Triumphbogen vom Querhaus abgetrennt. In diesem Zusammenhang baute Orgelbauer Fabricius aus Kaiserswerth bei Düsseldorf 1912 die Orgel um. Das Gehäuse musste zerschnitten werden, um im Inneren Platz für 39 Register zu schaffen. Die ursprüngliche Mechanik wurde entfernt und durch ein pneumatisches Spielsystem ersetzt. Zwölf alte Register blieben erhalten, wurden jedoch erheblich verändert.

 

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war das System so störanfällig, dass 1963 Verhandlungen über den Neubau einer Orgel aufgenommen wurden.

Franz Breil aus Dorsten stellte 1973 das spätbarocke Gehäuse auf seine ursprünglichen Ausmaße wieder her. Die bereits beim Umbau 1912 wiederverwendeten Register fanden im neuen Werk erneut Platz. Zusätzlich erhielt die Orgel ein Rückpositiv, das in die Emporenbrüstung integriert wurde. Das Instrument hatte 32 Register auf drei Manualwerken und Pedal. Die Tontraktur wurde teils in Aluminium, teils in Seil gelöst. Für die Pfeifen des Pedalwerks wurde ein separates Gehäuse hinter das von unten sichtbare Orgelwerk gebaut. Dies erklärt, warum der Mittelteil des Schlussfrieses des Hecker-Freskos heute nicht mehr sichtbar ist, da er vor der Verschiebung der Orgel nach vorne gemalt wurde.

 

Die Fresken der Kreuzerhöhungskirche wurden von 1928 bis 1931 durch den Freskenmaler Peter Hecker ausgearbeitet und sind heute als sein umfangreichstes und geschlossenstes Werk zu betrachten. Hecker hielt sich konzeptionell an die Architektur Mathars und malte an die Flachdecke im Langhaus Szenen aus der Genesis, auf die Innenseite der Kuppel Szenen aus der Passion Christi und dem Rundgewölbe des Chores Szenen der Verherrlichung Gottes.

 

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Kirchenfenster und das Dach zerstört. Nach dem Krieg wurden die Schäden so weit es ging repariert, wobei die Notfenster erst 1971 ausgetauscht wurden. Peter Hecker restaurierte die beschädigten Fresken 1953 noch selbst. In den Jahren 1963 bis 1973 wurde die Kreuzerhöhungskirche umfassend restauriert.

 

In den frühen Morgenstunden des 10. Februar 2023 wurde in die Kirche eingebrochen. Bänke wurden zusammengerückt und ein Feuer gelegt. Hierbei wurde der barocke Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert komplett zerstört sowie Teile der Deckenfresken von Peter Hecker erheblich beschädigt. Außerdem wurde die Hauptorgel durch die große Hitze im Innenraum der Kirche technisch stark beschädigt, so dass sie unbrauchbar wurde. Die genauen Tatumstände der Schändung des Gotteshauses wurden im Rahmen einer Hauptverhandlung wegen schwerer Brandstiftung beim Landgericht Koblenz erörtert und der Täter zu 3 Jahren und 9 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Bei dem nun geplanten neuen Orgelwerk wird das seinerzeit nachträglich ergänzte Rückpositivgehäuse wieder aufgegeben und das Positiv-Werk in das Hauptgehäuse integriert. Das nötige Mehr an Platz wird hinter dem historischen Orgelgehäuse geschaffen.

Das Pfeifenwerk und auch das Innere der Orgel ist in Folge des Kirchenbrandes unbrauchbar und wird erneuert. Der historische Orgelprospekt wird restauriert. Technisch und klanglich soll den aktuellen musikalischen Neuerungen Rechnung getragen werden, ohne dabei die wesentliche Hauptaufgabe – die musikalische Gestaltung der Gottesdienste – zu vernachlässigen.

Illustration des Orgelprospektes ohne Rückpositiv – copyright Paul-Jörg Steinke