— Orgelneubau —

 

Weimbs Orgel DelitzschJohannes Reuter entwarf die katholische Pfarrkirche St. Marien, die 1936 in nur wenigen Monaten nach seinen Plänen entstand.
Ein aus dem 19. Jahrhundert stammender Vorgängerbau, war zu klein geworden, nachdem viele katholische Glaubensanhänger im neu entstandenen Industriegebiet um Bitterfeld Arbeit gefunden und im Kreis Delitzsch Wohnraum gefunden hatten.

Eine Orgel ist nicht nur ein Instrument, sondern auch Bestandteil eines Raumes. Die Kirche in Delitzsch spiegelt das Denken und die Vorstellung einer Kirche zu dieser Zeit wider. Als Vorbild einer Kirche galt damals die gotische Kirche in Ostfriesland und erzeugte somit eine Renaissance in dieser Zeit. Der Turm erscheint als Festung mit kleinen Fenstern, dessen Tür aus dem Erdreich herausragt. Beim Betreten des Gewölberaums lässt sich ein weiterer „Turm“ erahnen, der den Chorraum bildet.

Eine Orgel für diesen Raum zu entwerfen, setzt voraus, daß diese Gewölbeformen in die Architektur des Orgelgehäuse wieder aufgenommen wird. Die Orgel teilt sich in ein großes Pfeifenfeld, auf dem von der Mitte aus nach oben ein kleineres Feld schwebt. Die Bögen sind spielerisch in Bewegung und Gegenbewegung gesetzt und überkreuzen die Bögen des Raumes. Der leichte Bogen unter den Pfeifenfeldern verstärkt die Mitte der Orgel.

 

Neben dem Holz und den Prospektpfeifen sind auch Flächen mit Farben Bestandteil der Gestaltung einer Orgel. Die Farbflächen bilden eine Bewegung von außen, zulaufend zur Mitte. Die Farben wurden ausgesucht an Hand einer Farbpalette, die dem Zeitgeist der Erbauung der Kirche entstammt, verbunden mit der Symbolik. Der Raum besitzt zwar Skulpturen aus der alten Kirche, die aber hier aus Gestaltungsprinzipien nicht in die Farbpalette übernommen wurden.

Schon sehr früh wurden unsere Kirchenräume mit Farben bemalt, denn Farben hatten in unseren Kirchen schon immer eine symbolische Bedeutung. Zum Beispiel stehen die Farben im Kirchenjahr für verschiedene Zeiten im Jahreskreis.
Die farbliche Fassung der Orgel übernimmt einige dieser Symbole. Das Violett für das Leiden (Bußzeit) und die Erwartung (Advent). Das Türkisblau für die Muttergottes und Patronin der Kirche in Delitzsch. Das Rot für das Pfingstfest (Symbolik des Feuers) und den Karfreitag (vergossenes Blut). Das Grünblau für die Hoffnung und das Leben.
Für das Tiefblau der oberen Felder kann kein besseres Zitat genommen werden als das von Wassily Kandinsky, Mitbegründer der Künstlerbewegung “Die Blauen Reiter“: „Je tiefer das Blau wird, desto tiefer ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem. Es ist die Farbe des Himmels.“

Drei Streifen in Gelb heben sich ab und lassen den Betrachter das wichtigste Symbol unserer Kirche erkennen: den dreieinigen Gott in Vater, Sohn und heiligem Geist.
Symbole an der Orgel ersetzen nicht einen Altar, aber Sie unterstützen, wie die Orgelmusik, unseren Glauben. Sie lassen manches Unbegreifliches in phantastische Bilder umwandeln und helfen uns in unserem alltäglichen Glauben. Die Gemeinde darf nun mit den Augen und dem Gehör ihre Orgel in Gebrauch nehmen.

 

Disposition pdf

 

 

einige Impressionen aus der Bauphase